Fliegenfischen und Angeln hat genau so viel gemeinsam wie Golf und Minigolf. - Unknown
Was ist eigentlich Fliegenfischen?
Das klassische Fliegenfischen ist eine spezielle Technik, bei der man mit einer Angelrute und künstlichen Ködern Fische fängt. Die künstlichen Köder imitieren dabei die natürliche Nahrung der Fische, welche aus Insekten besteht, die im Wasser leben oder ins Wasser fallen. Da diese Köder kaum etwas wiegen, benötigt man beim Fliegenfischen eine spezielle Rute und Schnur. Die Schnur ist dick und stellt selbst das Wurfgewicht dar, mit dem der Köder dann aufs Wasser transportiert wird.
Klassisches Fliegenfischen wird an klaren und sauberen Flüssen ausgeübt. Zielfische sind in der Regel Salmoniden, d.h. Forellenartige Fische und alle, die zu der Familie gehören (Lachs, Forelle, Äsche und viele Andere). Heutzutage wird die Technik des Fliegenfischens aber an allen Gewässern, selbst dem Meer, angewandt und es lassen sie eine große Zahl von Fischarten damit fangen.
Der Lebensraum Fluss
Flüsse sind sehr dynamische Lebensräume. Mit jedem Hochwasser verändert sich der Lebensraum Fluss und wird umstrukturiert. Alle Lebewesen (Tiere & Pflanzen), die dort heimisch sind, sind an diese Dynamik angepasst und brauchen diese auch, um dort dauerhaft leben zu können. Ein wichtiger Bestandteil dieser Dynamik ist der Transport von Geschiebe (Kies und Sedimente) von den Bergen bis ans Meer. Viele Fischarten brauchen diesen Kies, um sich erfolgreich vermehren zu können. Fehlt dieser Kies, können sie dort nicht mehr ihre Eier ablegen. Heutzutage sind nahezu alle Fließgewässer in Mitteleuropa mit Wasserkraftwerken verbaut. Diese stören die Dynamik und die Verzahnung mit dem Umland im Lebensraum Fluss gewaltig, was negative Auswirkungen auf alle dort heimischen Lebewesen hat. Gerade das Verhindern der Laichwanderungen der Fische, das Rückhalten von Kies und der monotone Lebensraum hinter einer Staumauer wirken sich schlecht auf die Artenvielfalt von Flüssen aus. Heutzutage versucht man vielerorts mit aufwändigen Renaturierungsmaßnahmen dem Lebensraum Fluss einen Teil seiner Dynamik wieder zurückzugeben.
Fliegenfischen ist Meditation
Stell dir vor, du stehst an einem schönen Sommerabend allein bis zur Hüfte in einem Fluss und beobachtest das Wasser. Du bist mitten in der Natur, siehst vielleicht einen Eisvogel oder einen Biber. Die ganze Zeit beobachtest du das Wasser und hoffst endlich einen Fisch zu entdecken, der gerade ein Insekt von der Wasseroberfläche frisst. Dann ist dein Zeitpunkt gekommen und du versuchst diesen einen Fisch gezielt mit deiner künstlichen Fliege zu überlisten.
Beim Fliegenfischen schult man permanent seine Sinne. Man kann alles andere, was einen gerade beschäftigt vergessen und ist ein Teil des Lebensraumes Fluss. Kein Tag am Fluss ist gleich und man muss sich immer wieder neu erfinden und hinterfragen, ob das, was man gerade macht, überhaupt zum Fisch führt. Ein guter Fliegenfischer ist ein guter Beobachter! Er nimmt die Eindrücke des Lebensraumes Fluss auf und passt sein Handeln an. Der Weg zum gefangenen Fisch ist hierbei viel wichtiger als der Fisch selbst.
Die Faszination des Drills
Der Drill, also das Kräftemessen mit dem Fisch, ist aufregende Part beim Fliegenfischen. Hat man es entgegen aller Erwartung geschafft, einen Fisch dazu zu bewegen, die künstliche Fliege zu fressen, geht es los. Zuerst darf man in diesem Moment nicht schlafen und muss zum richtigen Zeitpunkt den Anhieb setzen. Zu früh und man zieht die Fliege wieder aus dem Fischmaul. Zu Spät und der Fisch spuckt die Fliege wieder aus. Ist der Fisch gehakt, startet ein hin und her, bis man den Fisch unter Kontrolle hat. Wer denkt, dass man einen Fisch einfach nur aus dem Wasser kurbelt, wird beim Fliegenfischen viel Frustration ernten. Bevor der Fisch nicht im Kescher ist, gibt es gefühlt 1000 Momente, wo man den Fisch verlieren kann. Das gehört aber auch dazu. Beim Fliegenfischen lernt man auch, mit Niederlagen umzugehen. Um so größer ist die Freude, wenn der Fisch im Kescher landet.
Fliegenfischen ist Männersport!
Das ist Quatsch! In Deutschland ist der Angelsport zwar klar Männer dominiert. Aber in Nordamerika und Skandinavien gibt es eine deutlich größeren Anteil an fischenden Frauen.
Glücklicherweise ändert sich das in Deutschland auch gerade. Mit dem gerade stattfindenden Hype auf Outdoorsportarten, steigt auch die Zahl der fischenden Frauen. Das ist schön, denn fürs Fliegenfischen ist nicht Kraft, sondern Gefühl entscheidend. Das macht Frauen unter Umständen sogar zu den besseren Fischer/innen.
Schonender Umgang mit Fischen
Ist der Fisch gefangen, geht es darum abzuwägen, was mit dem Fisch passiert. Ist er zu klein, d.H. unter der gesetzlichen Mindestgröße, wird er sofort ins Wasser zurückgesetzt. Durch die Widerhaken freien Köder beim Fliegenfischen ist das in dem Regal auch problemlos möglich und der Fisch ist bis auf ein Piercing in der Lippe nicht verletzt. Das Gleiche gilt für Fische, die auf der Roten Liste stehen oder ganzjährig geschont sind. Beim Zurücksetzen wird der Fisch vorsichtig im Wasser gehalten, bis er von selbst losschwimmt. Wer einen erschöpften Fisch einfach ins Wasser wirft, riskiert, dass der Fisch an Erschöpfung stirbt. Fische, die man offensichtlich zurücksetzen muss, sollte man außerdem im besten Fall gar nicht aus dem Wasser heben, sondern direkt im Wasser abhaken.
Fängt man einen Fisch, den man essen möchte, wird dieser ebenfalls schonend mit dem Kescher entnommen und so schnell wie möglich fachgerecht versorgt. Beim Fliegenfischen hantiert man mit Lebewesen. Diese sind schonend und mit Respekt zu behandeln, egal ob man sie essen möchte oder wieder frei lässt.
Conservation
Fischer sind oft in Vereinen organisiert. Diese Vereine leisten einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. Klar, das Ziel eines Fischers ist es Fische zu fangen, aber ohne den Besatz von gefährdeten Arten, Schutz- und Renaturierungsmaßnahmen wäre es um viele Fischarten in unseren Gewässern deutlich schlechter bestellt. Gerade beim Fliegenfischen beschäftigt man sich intensiv mit dem Lebensraum Fluss und hat daher ein hohes Verständnis für dieses Ökosystem. Die Faszination für Flüsse und deren Bewohner sind daher auch der Antrieb für viele Fischer Verantwortung für die Gewässer zu übernehmen, an denen sie so viel Zeit verbringen.
Fliegenfischen ist ein intensives Hobby, bei dem man nie aufhört neue Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln. Man bewegt sich sehr aufmerksam im Lebensraum der Fische und lernt auch noch nach Jahrzehnten immer wieder Neues.
Zum Abschluss noch ein Movie für dich. "The River" haben wir vor 2 Jahren produziert, um unsere Faszination für das Fliegenfischen und den Lebensraum Fluss einzufangen und weiterzugeben.
Liebe Grüße, euer Voggy!
Hallo zusammen, ich gehe selten aber seit Jahren immer wieder zum Fliegenfischen. Es ist tatsächlich Meditation, ein Zusammenspiel aller Sinne, eine Freude sich in der Natur aufmerkksam und bedacht zu bewegen. Und: Ich hab noch keinen einzigen Fisch gefangen, die sind alle besser als ich :-).